Kinderfreizeit Gülle-Mühle

Die Schwarze Fahrkarte ins Abenteuer

Die Schwarze Fahrkarte ins Abenteuer auf der Kinderfreizeit Gülle-Mühle entstand nach einem Erlebnisbericht  in der Zeitschrift "Die junge Schar" und war für Kinder gedacht, denen "Äktschen" und Nervenkitzel während des Freizeitalltages nicht genügten.

Gegen Ende der 1. Freizeitwoche erklärten wir die Aktion: Sie ist freiwillig. Es passiert nichts wirklich Gefährliches. Wer sich (per Zettelkasten) zur Teilnahme meldet, wird irgendwann von uns mitten in der Nacht geweckt, bekommt die Schwarze Fahrkarte gezeigt und hat dann noch mal kurz die Möglichkeit, sich zu entscheiden: "Nehme ich wirklich teil oder will ich weiterschlafen?" Wer teilnimmt, zieht leise seine vorher bereitgestellten Klamotten und feste Schuhe an und geht mit uns auf Tour. Wichtig: wer unterwegs gewesen ist, darf später mit niemandem darüber sprechen - allgemeine "Auflösung" wird erst am Abschlussabend sein; dann darf auch von den eigenen Erlebnissen berichtet werden.

17 Kinder hatten sich angemeldet, 112 nahmen dann tatsächlich teil. Wir Mitarbeiter geisterten ab jetzt jede Nacht zu dritt oder zu viert durchs Haus und weckten mehrere Kinder. Allein darüber ließe sich ein eigener Bericht schreiben…
Wir trafen uns an der Haustüre, gemeinsam ging es über den dunklen Hof zum grünen VW-Buschen, dort bekamen die Kinder die Augen verbunden, wurden ordnungsgemäß angeschnallt - und dann ging's los ins Abenteuer.

Wir fuhren ins 3 Kilometer entfernte Balduinstein und parkten da vor der Kirche. Hier bekommen die Kinder die Augenbinden abgenommen. Gemeinsam steigen wir die Treppe an einem Hinweisschild

vorbei zu dem düsteren Pfad Richtung Felsengrab hinauf. Durch dunkle, verwilderte Gärten zieht sich der Weg etwa 10 min. bergauf. Jetzt wird nicht mehr gesprochen. Die Kinder müssen auf dem Weg vor uns gehen, wissen aber, dass wir dicht hinter ihnen sind. Zwischendurch geben die Bäume den Blick auf das verschlafene Dorf frei. Gegen den Nachthimmel heben sich scharf die dunklen Umrisse der Burg Balduinstein ab. Im Gebüsch raschelt hier eine Maus, schnauft dort ein Igel, ein Vogel flattert auf, ein Käuzchen ruft.

FelsengrabOben angekommen, bleibt ein Mitarbeiter mit zwei Kindern am Weg stehen, die anderen beiden drücken einem Kind zwei brennende Kerzen in die Hand und gehen mit ihm vor bis zum Felsengrab. Aufgabe ist jetzt, mit den Kerzen in die Grotte hineinzugehen und zu zeichnen, was man an deren Ende sieht: nämlich die aufgebahrte Statue des Hl. Nepomuk. Wir Mitarbeiter warten draußen und machen zum Schluss ein Erinnerungsfoto. (Leider ist der Fotoapparat um diese Nachtzeit schon so müde, dass die Qualität der einzelnen Bilder sehr unterschiedlich ausfällt).
Nachdem alle Kinder nacheinander ihre Zeichnungen abgegeben haben, tasten wir uns zusammen den verwachsenen Pfad zurück zum Auto, die Augenbinden werden angelegt - und zurück geht's auf einem etwas anderen Weg Richtung Gülle-Mühle und Bett.

Gerrit Langenbruch

PS: Wie die Anwohner reagiert haben könnten, steht im Bericht "Medde in de Noacht…".