Orchideen-Wanderung am 4. Juni 2000

Zu den seltenen Pflanzen in Deutschland zählen die wildwachsenden Orchideen.

Zwar sollen inzwischen einige Arten gezüchtet und für den Garten angeboten werden. Ob sie aber dort wachsen, ist sehr stark vom Boden abhängig. Viele Orchideen lieben nämlich Kalkboden, und wer den in seinem Garten nicht hat, bekommt sicher Schwierigkeiten. Die wildwachsende Orchideen sind aber viel kleiner als ihre tropischen Verwandten in unseren Blumengeschäften.

Am Sonntag, den 4. Juni, besuchten wir zu vier Erwachsenen und zwei Kindern zwei bekannte Standorte. In den vorangegangenen Tagen war es sehr warm gewesen, und ich hatte schon Bedenken, ob wir noch blühende Pflanzen finden würden.

In Kalkgebieten ist es meist besonders heiß, und so war es uns ganz recht, dass sich an dem Sonntagmorgen die Sonne hinter einer Wolkendecke versteckte. Da auch Zecken in diesem Gebiet aktiv sind, hatten wir feste Schuhe oder Stiefel angezogen.

Tatsächlich fanden wir auf der ersten Wiese zahlreiche verblühte Knabenkräuter und nur wenige blühende Händelwurz. Dafür flogen aber einige hübsche kleine Schmetterlinge (Bläulinge und Dickkopffalter), und die kleine Lea entdeckte ein Blutströpfchen (ein schwarzer Falter mit roten Flecken), sowie einen Kokon an einem Grashalm, wie ihn Raupen dieser Schmetterlingsart weben.

An der zweiten Stelle, einem grasigbuschigen Waldrand mussten wir dann sehr vorsichtig gehen, weil überall Orchideen standen: Auffällig die schönen weißen Waldhyazinthen und die rötlichen Händelwurz. Unscheinbar das Große Zweiblatt mit seinen grünlichen Blüten und die Bräunliche Nestwurz, die kein Blattgrün hat und mit Hilfe von Pilzen die organischen Stoffe im Waldboden nutzt. Auch das Rote Waldvögelein wird trotz seiner kleinen roten Blüten nicht sofort erkannt.

Schon fast auf dem Rückweg sah Uwe noch eine schöne Hundswurz, und direkt dabei stand die seltene Riemenzunge, die ich noch nie gesehen hatte.

Nach einer Mittagspause im Grünen fuhren wir dann zur Eberstädter Tropfsteinhöhle. Inzwischen war die Sonne herausgekommen, und es wurde sehr heiß. Nur in der Höhle musste man sich warm anziehen (9 °C), aber auf dem kurzen, jedoch interessanten Lehrpfad am Hang des Kalksteinbruches brannte die Sonne unbarmherzig.

Bald saßen wir im Auto und besuchten das Quellkirchlein in Amorsbrunn. Dort war es angenehm kühl. Ruhig strömte das Wasser unter dem Kapellenboden heraus in das benachbarte Becken, in dem ganz still zwei Forellen standen, und floss dann als sauberer Bach weiter durch das kurzgemähte Gras. In dem kleinen Bauerngarten neben der Kapelle, von einer alten Bruchsteinmauer umgeben, blühten altbekannte Schnittstauden wie Eisenhut und Dreimasterblume. Auf der anderen Seite lag eine kleine Schafherde im Gras. Unübersehbar an der Außenwand der Kapelle der heilige Christopherus, der seine große Kraft in den Dienst Gottes stellte und Pilger über einen Fluss trug, weil er erkannt hatte, Gott ist der Herr aller Herren.

Über Michelstadt und Kainsbach erreichten wir am frühen Abend Ueberau.

G. A. Langenbruch