"In wou?"
"In Mössingen."
"Wou laiht donn dess?"
"In der Schwäbischen Alb, in der Nähe von Tübingen."
"Aha. Un' wos hätt' 'rer dort gmoacht?"
"Ziemlich viel. Seit einem halben Jahr haben die acht Mitarbeiter
gemeinsam geplant und vorbereitet. Thema der Freizeit und somit "roter
Faden" war die biblische Geschichte vom Josef. Das ist der, der
Lieblingssohn von seinem Vater war. Der hatte elf Brüder und wurde vom
Vater dauernd bevorzugt. Irgendwann haben seine Brüder ihn heimlich nach
Ägypten verkauft und…"
"No, dess häb isch doch glei veschtanne! Die Gschicht kenn isch. Un
wos hätt 'rer dodemit donn gmoacht?"
"Teilweise
haben die Mitarbeiter die Geschichte als Theater vorgespielt. So ist
Josef irgendwann im Laufe des Tages überraschend aufgetaucht, mal zum
Frühstück, als er von seinen Träumen erzählte, mal abends, als seine
Brüder ihn verkauften… Zwischendurch wurde die Geschichte auch einfach
erzählt, zum Beispiel am Lagerfeuer. Mehrmals haben sich, getrennt nach
Alter, kleine Gruppen zusammengefunden, in denen ein Teil der Geschichte
ganz unterschiedlich bearbeitet wurde: mal wurden Leporellos
(Faltbücher) gebastelt, mal wurde gemeinsam in der Bibel gelesen oder
ein Rätsel gelöst, gemalt oder gesungen. Die Gruppe der ältesten Kinder
hat mit Martin ein Hörspiel zum Josef entwickelt und einen kleinen Film
in einer selbstgebauten Miniatur-Landschaft gedreht. So lernten wir
Josef immer besser kennen, und wir haben gesehen, dass es sich lohnt, im
Leben – auch in unserem eigenen – auf Gott zu vertrauen. Gott führt uns
richtig, auch wenn im Leben nicht alles glatt läuft."
"Un' wos hätt 'rer außer denne Bibelg’schichte gemoacht? Zwelf Doag
sinn doch long!"
"Viele Spiele hatten auch mit Josef zu tun. Zum Beispiel haben Kathrin
und Thorsten mit uns "belämmerte Herdenspiele" draußen auf der Wiese
gemacht. Das waren Spiele, bei denen verschiedene Herden (Gruppen)
gegeneinander gespielt haben.
Und beim Tagesspiel im Wald von Claudia, Ulla und Sebastian haben wir
auf dem Sklavenmarkt mit der anderen Karawane Gegenstände getauscht. Und
die Räuber haben versucht, uns zu fangen. Vorher hatte jede Gruppe im
Wald ihre Hütte gebaut – die die anderen nicht betreten durften.
An die Feld- und Wiesenrallye kann ich mich erinnern, bei der es so heiß
war.
Und an die Ägyptische Olympiade: wir haben unter anderem verschiedene
Lebensmittel am Geruch erkannt (oder auch nicht!), haben ein Kind auf
Zeit mumifiziert und eine turmähnliche Pyramide gebaut.
Aber natürlich hatte nicht jeder Programmpunkt Bezug zu Josef. Zweimal
haben wir am Lagerfeuer gesessen, bis es dunkel war. Einmal gab’s
gegrilltes Fleisch und später Stockbrot.
Einige haben sich währenddessen beim Holzhacken ausgetobt.
Im Mössinger Schwimmbad mit der langen Rutsche sind wir einen Nachmittag
gewesen. Überhaupt hatten wir fast nur gutes Wetter – von einigen
Gewittern abgesehen – oft war’s nicht nur warm, sondern sogar richtig
heiß. Zum Glück lag unser Haus am Bach, so dass wir uns dort öfters
abkühlen konnten. Eigentlich war er gar nicht tief (außer nach dem einen
heftigen Gewitter), aber oben am
"Wasserloch"
konnte man nicht stehen! Dort haben wir öfters die Mittagspause
verbracht, haben gespielt, geplanscht und sind von einem quer liegenden
Baumstamm ins Wasser 'reingesprungen. Leider durften wir nur dorthin,
wenn ein Mitarbeiter zum "Aufpassen" mitkam.
Ein paar Kinder haben mit Gerrit eine Flusswanderung veranstaltet:
barfuß sind sie den Bach mit seinen vielen Windungen und Kurven hoch
gelaufen, sie haben hohe Steilufer mit kleinen Versteinerungen gesehen
und sind schließlich in einen kleinen Wald gekommen.
Thema Wasser: viel Spaß hatten wir mit der Wasserrutsche: die
Mitarbeiter haben am Hang eine große Folie ausgelegt und mit
Schmierseife eingeschmiert. Wenn dann einer ein bisschen Wasser
ausgeleert hat, konnte man ganz toll – und schnell – rutschen. Und
solche Wasserspiele arten schnell zu einer Wasserschlacht aus…
Mit Claudia, Sebastian, Anke und Gerrit hatten wir die Möglichkeit, eine
Nacht im Wald zu verbringen. Ohne Zelt! Aber natürlich mit Schlafsack
und Isomatte."
"Noachts im Woald!??! Seid donn ehr noch goanz kloar??!"
"Natürlich, schön war’s! Kurz vor Dunkelwerden sind wir zu dem
Übernachtungsplatz gelaufen und haben uns eingerichtet. Jeder hat seinen
Schlafsack dort ausgerollt, wo er glaubte, gut liegen zu können. Dann
haben wir ein Plumpsklo eingerichtet, Klopapier dazugehängt und einen
Leuchtstab aufgestellt, um auch im Dunkeln die richtige Stelle zu finden
(hat auch geklappt!). In der Dämmerung haben wir dann versucht, uns wie
Waldtiere gegenseitig anzuschleichen. Dann haben wir uns ins "Bett"
gelegt. Unglaublich, was nachts im Wald noch alles raschelt und knackt!
Aber Angst hatte, glaube ich, keiner. Und gefroren auch nicht.
Im Haus hatten wir ja recht große Zimmer. Und abends war es manchmal
noch ziemlich laut (natürlich waren das immer die anderen!). Und hier
war der Wald unser "Zimmer" und alles ging sehr ruhig und leise vor
sich. Keiner, der 'rumgeschrien oder -getobt hat.
Übrigens waren wir noch mal nachts unterwegs. Oder zumindest spätabends.
Wir sind genachtwandert (schreibt man das wirklich so?). Die eine Gruppe
ging mit Martin, der irgendwo unterwegs an einem schönen Plätzchen eine
Geschichte erzählen wollte. Die anderen gingen mit Gerrit Richtung
dunklen Wald und holten sich dort ihre Gruselgeschichte ab. Eigentlich
wollten sich die beiden Gruppen auf dem Rückweg treffen – aber das ging
wohl daneben."
"Wieveel Kinn seid ehr donn iwwerhaubt gwäse?"
"Wir
waren 26 Kinder (davon fünf Jungen!) und acht Mitarbeiter. Für die Küche
war Anke mitgefahren, außerdem waren ihre beiden Kinder mit. Ramon
feierte übrigens unterwegs seinen sechsten Geburtstag! Zwei Kinder und
drei Mitarbeiter reisten nach und nach eher ab, so dass wir zum Schluss
nicht mehr ganz vollzählig waren… Dafür kamen zwischendurch Dominik und
Cora, um uns zu besuchen.
Beim
Stadtbummel haben wir die Gässchen von Tübingen unsicher gemacht,
anschließend waren wir in der Nebelhöhle. Schöne Tropfsteine gab es dort
unten, allerdings war einigen von uns auch ein bisschen kühl…
Ein weiterer Freizeithöhepunkt ist der "Wohlfühlabend" gewesen: An der
Tür zum vollkommen umgestalteten Tagesraum wurden wir schon mit einem
Begrüßungsdrink willkommen geheißen. Bei leiser Musik konnten wir uns
dann gegenseitig mit Igelbällen den Rücken massieren, von anderen die
Füße waschen und "durchkneten" lassen, wir haben Mandalas ausgemalt, mit
Clemens "Smellory", ein Geruchs-Memory, gespielt, oder einfach gelesen
oder ausgeruht. Ein richtig entspannender Abend.
Samstagabend haben wir bei Fackelschein draußen im Zelt einen
selbstgestalteten Gottesdienst gefeiert. Besonders in Erinnerung
geblieben ist mir ein Gebet, das Kathrin mit ihrer Gruppe vorbereitet
hatte. Zur Illustration der vorgetragenen Bitten und "Dankes" wurde ein
selbstgemaltes Bild gezeigt.
Am Sonntagmorgen war die Gelegenheit, um auszuschlafen. Naja,
wenigstens, um ein bisschen länger zu schlafen. Ich glaube, die
Mitarbeiter haben das wohl auch gebraucht… Das Frühstück blieb als
Buffet bis um 11.00 Uhr stehen. Einige Frühaufsteher beschäftigten sich
am und im Bach oder ließen sich bunte Bändchen ins Haar knoten.
Am Nachmittag nach dem traditionellen Brennballspiel kamen einige beim
rasanten "Frisbee-Fußball" ins Schwitzen.
Erzählen könnte ich auch noch von den Naturspielen am vorletzten Tag im
Wald und am Bach, aber beinahe hätte ich was viel wichtigeres vergessen:
Die "Projekte" und das Basteln!
In verschiedenen Gruppen haben wir jeweils über mehrere Tage an einem
Projekt gearbeitet: Clemens hat mit uns einen ganzen Comic gefertigt.
Wir haben uns überlegt, in welche Bilder eine Geschichte zerlegt werden
muss, um sie verstehen zu können. Was muss auf den Bildern zu sehen
sein? Dann haben wir die Szenen aufgenommen, im Computer verändert und
schließlich beschriftet und ausgedruckt. Das Ergebnis ist
hier zu finden.
Martin und Sebastian hatten den handwerklichen Teil: aus Pappmaché und
Luftballons wurden Masken gefertigt.
Unter dem Thema: "Leben wie die Ägypter" wurden bei Kathrin und Thorsten
ägyptische Wachs-Glitzerbilder mit "original" ägyptischen Motiven
hergestellt.
Claudia
und Gerrit gaben den Kindern erste Einführung in die Akrobatik. Gar
nicht so einfach, auf dem wackligen Rücken einer anderen zu stehen! Und
hinterher merkt man erst, wo man überall Muskeln hat (oder eben auch
nicht hat!). Das Ergebnis der Übungen wurde beim Abschlussabend
präsentiert.
Bei den Bastelangeboten im Laufe der zweiten Woche sind mehrere
Daumenkinos, sich im Wind drehende "Rotationskörper" und einige
ägyptische Boote entstanden. Außerdem haben mehrere Stofftaschen und
T-Shirts ihr Aussehen verändert (mittels Stoffmalfarbe).
Übrigens haben wir uns am Anfang der Freizeit jeder eine Porzellantasse
angemalt und anschließend die Farbe im Backofen eingebrannt. Meine steht
jetzt hier zu hause…"
"Hey, hey, du find’st ja goar koo Enn mi’m Vezäihle! Schoinboar hot's
dir oig gut gfalle?"
"Na ja, vom tollen Abschlussabend könnte ich noch erzählen, von den
Siegerehrungen für die Zimmerbewertungen und für die Aufstufungen.
Michelle kam diesmal am weitesten und wurde ehrenvoll zur Königin von
Ober- und Unterägypten ernannt. Natürlich bekam sie für den Rest des
Abends einen erhöhten Thronplatz zugeteilt Von den Sketchen und
sonstigen Beiträgen könnte ich noch berichten, vom immer etwas
hektischen Putzen / Packen / Aufräumen am letzen Tag. Oder auch (aber psssst!) von unseren versuchten nächtlichen Besuchen im anderen Zimmer,
die allerdings manchmal daran scheiterten, dass die Mitarbeiter mangels
eigenen Zimmern nachts irgendwo quer durchs Haus verteilt im Schlafsack
lagen (und natürlich zum unpassendsten Zeitpunkt aufwachen mussten!)…
Und je mehr ich an die Freizeit zurückdenke, desto mehr fällt mir ein…"
Gerrit Langenbruch