Das Weihnachtswunder im Stall zu Ueberau!

In Reinheim-Ueberau hat die Heilige Familie nach 2000 Jahren eine neue Heimat gefunden. Hier in einer über 300 Jahre alten Scheune ist in privater Initiative ein kleines Museum entstanden, das jeweils einen Teil der umfangreichen Sammlung von Renate und Prof. Hans-Jürgen Rau zeigen soll.

"Am liebsten sind uns dabei Darstellungen, die in großer Not aus einfachsten Materialien gestaltet wurden," sagt dazu Prof. Rau, dessen Sicht auf Weihnachten durch die ärmlichen Nachkriegsweihnachten geprägt ist.

Sehr glanzvoll wird es damals im Stall zu Bethlehem nicht ausgesehen haben. Und viel Licht gab es dort in der Dunkelheit auch nicht, an dem Ort, an dem Maria nach der Geburt ihr Kind in den Futtertrog der Tiere – denn genau das bedeutet das Wort "Krippe" – legen musste. Nur eine Grube im Boden für das Futter der Tiere gab es für das Neugeborene. Die vielen Geschenke, die den Eltern und dem Kind – sogar von drei Königen, in den Stall gebracht wurden, stehen im Kontrast zur damaligen Realität, denn sehr bald musste die Familie fliehen, begab sich auf die Flucht nach Ägypten. Die Darstellungen in der Ueberauer Krippenausstellung sind nicht aus Gold und Silber, sondern aus den Materialien, die die Menschen im jeweiligen Teil der Welt zur Verfügung haben. Ob aus Ebenholz, Ton, Papier, Wolle oder Maisstroh – alle Krippen sind liebevoll, farbenprächtig und phantasievoll aus tiefem Glauben heraus gestaltet, Darstellungen der Weihnachtsgeschichte – so wie sie in Tansania, in Polen, Israel, Peru und vielen anderen Ländern gesehen wird.

Neben der Ausstellung im Museum wird im früheren Kuhstall eine kleine Galerie eröffnet, in der Besucher wunderschöne Dinge kaufen können.

Geöffnet ist die Museums-Scheune in der Wilhelm-Leuschner-Str. 36 in Ueberau ab dem 1. Advent jeden Mittwoch und Sonntag von 15.00 bis 18.00 Uhr und an den Adventswochenenden auch samstags von 15.00 bis 18.00 Uhr. Eintritt frei, um Spenden wird gebeten.

Ein Besuch in der Museums-Scheune

Endlich war es so weit – am 1. Advent durfte man hinein. Davor hat man nur Kartons oder dann und wann etwas Farbiges durch eine halb offene Tür leuchten sehen.

Doch nun – welch eine Fülle an Farben und Formen auf kleinem Raum!

Welche Vielfalt an Gedanken, Empfindungen, die in Formen umgesetzt worden sind!

Und wie unterschiedlich verschiedene Völker empfinden und darstellen – aus ihrem Leben und Lebensraum, wie ihre Erfahrungen sind und wie sie das heilige Geschehen verstehen.

Bunt und fröhlich trotz oft größter Armut sind ihre Werke – mitten aus dem Leben, dem Augenblick, genommen, z.B. aus Lateinamerika (Peru) die "Retablos", Schränkchen in verschieden Größen, die "Regalbretter" mit vielen, vielen Figuren bestückt. Auf den unteren Brettern findet das tägliche Leben statt, Ernte, Markt, Fröhlichkeit und dann in einem der oberen Regalbretter die Heilige Familie. Und von allen Ebenen des Schränkchens
– des Lebens – sind die Menschen auf dem Weg dort hin.

Ein Künstler gab seinen Figuren überlange Hälse, die an Hälse von Lamas erinnern. die dadurch erhaben und wissend wirken. Und auch die Figuren strahlen eine Erhabenheit und ebenso eine Feierlichkeit aus, etwas Besonderes – und das ist das Weihnachtsgeschehen schließlich auch!

Menschen, die im und am Wasser leben, lassen das Jesuskind gleich auf ihrem Boot geboren werden.

Künstler? Arme einfache Menschen sind es, ohne Kunstakademie - sie haben nur, was sie in der Kirche oder im Religionsunterricht gehört haben. Aber es fiel auf fruchtbaren Boden – sie sind Herzenskünstler.

Ebenfalls aus Peru ist eine Arche Noah aus Ton. Im obersten Stockwerk der Arche ist die Heilige Familie und alles Vieh schaut ihr zu. Unten auf dem Wasser legen gerade die Heiligen Drei Könige mit ihren vollbeladenen Schiffen an.

Aus Afrika und hier besonders aus Tansania, kommen viele Darstellungen aus Ebenholz oder anderen Hölzern, auch aus Metall. Ein ganzer Kral ist im Kleinformat aufgebaut und Jesus wird dahinein geboren. Er ist einer der ihren geworden, auch im Aussehen, unabhängig, welches Material benutzt wurde. Und praxisnah sind die Werke auch – Jesus noch mit Nabelschnur, Maria mit entblößter Brust – das Baby muss doch trinken.

Auch Europa ist vertreten, besonders Polen. Polnische Volkskunst ist bekannt. Leider ist der West-Einfluß mit Fernsehen und Internet nicht so positiv – es wird auch da nun mehr nach außen gelebt und das Innere, aus dem Kunstwerke wachsen, vernachlässigt. Bei den Polen fallen die äußerst ernsten Gesichter auf – erschütternd ernst. Darin spiegelt sich das jahrhundertelange Leid eines Volkes. Bezeichnend eine Darstellung der Heiligen Familie auf der Flucht – im Hintergrund die russische Armee…

Krippen in Streichholzschachteln, in Gesteinsdrusen, aus Olivenholz (Bethlehem) - der Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt.

Kommt und seht – doch hinter der Form auch die schaffenden Menschen – und Den, Der uns geschaffen hat und uns so nah gekommen ist durch Seinen Erdenweg!

Heidrun Langenbruch