Nacht der offenen Kirche Ueberau

05.12.2003  -  19:00 - 07:00 Uhr

Plakat Nacht der offenen Kirche"Ein Schoko-Fondue zur Geisterstunde", so lautete in einem Anzeigenblatt die Überschrift zur Nacht der offenen Kirche in Ueberau. Doch wurde dann im Text ausführlich über das vorgesehene Programm berichtet, und das war sehr vielseitig.

Um 19 Uhr begann Pfarrer Weinert mit einer Bibelarbeit zur Schöpfungsgeschichte. Zu dieser Zeit war die Kirche noch recht leer: Außer wenigen CVJMern hatten sich nur einzelne erwachsene Gäste eingefunden. Doch waren erstaunlich viele Kinder in der Kirche, die es allerdings teilweise mehr auf Action abgesehen hatten.

Besonders gefreut haben wir uns über Frau Hoffmann, die Leiterin des Kirchenchores, die mit uns ein "neues" Adventslied einübte (Kirchengesangbuch Nr. 536: Singet fröhlich im Advent…). Aus der Bibelarbeit ergab sich ein reges Nachgespräch im Chorraum der Kirche z.B. zu der Feststellung von Pf. Weinert, dass das Leben des Menschen nach dem Schöpfungsbericht mit einem Feiertag (Sabbat) begann. Was kennzeichnet denn einen gottgewollten Sabbat? Wie steht dazu die Forderung nach verkaufsoffenen Sonntagen, nach dienstlichen Tagungen über das Wochenende? Wie steht es mit unserer (freiwilligen) Sonntagsarbeit, mit den Feldarbeiten des Landwirts am Sonntag? Der Sonntag sollte ohne Zwänge gefeiert werden (Pf. Weinert). Jeder sollte das tun dürfen, was er gerne tut. Es ist klar, dass bestimmte Arbeiten am Sonntag notwendig sind, und für die strengen Vorschriften der orthodoxen Juden haben wir manchmal wenig Verständnis, aber sollten nicht Christen einen verkaufsoffenen Sonntag boykottieren, um dem Verkaufspersonal ein Familienleben am Wochenende zu ermöglichen?

Inzwischen hatte sich der Posaunenchor formiert, so dass programmgemäß um 20 Uhr das Konzert beginnen konnte. Dazu füllte sich die Kirche nach und nach etwa zur Hälfte. Der Chor spielte Adventsmusik, aber auch moderne Stücke und nach jedem Stück wurde begeistert geklatscht. Das war schon ein Höhepunkt.

Um 21 Uhr folgte ein Lichterweg um die Kirche unter der Regie von Claudia. Jeder erhielt eine Kerze und an sechs Stationen ging es um biblischen Aussagen zum Licht, die dann auch erläutert oder symbolisch dargestellt wurden. So wurden etwa zu dem Vers "Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege" Teelichter in Pfeilform zur Wegmarkierung aufgestellt. Den Abschluss bildeten dann Wunderkerzen, die an alle verteilt wurden, um die Freude in Gottes ewigem Reich zu verdeutlichen ("Und es wird keine Nacht mehr geben." Offenbarung, 22, 5).

Im Stundenrhythmus folgten die weiteren Programmpunkte, die jeweils 30 bis 45 Minuten dauerten, so dass stets Zeit für Gespräche, zum Essen oder auch zum Lesen blieb.

Neben der Kanzel stand ein Gebetsbaum und grüne Kärtchen luden dazu ein, Dank und Bitten aufzuschreiben und als Blätter an den Baum zu hängen. Jeder konnte kommen und gehen, wann er wollte, und das wurde auch genutzt. So kamen auch zu später Stunde noch einzelne dazu, teils Gäste, die wir lange nicht mehr gesehen hatten.

NachdenkgeschichtenSehr erfreut waren wir darüber, dass auch mehrere Angehörige des Kirchenvorstandes teils mit ihren Ehepartnern einen großen Teil der Nacht mit uns verbracht und aktiv mitgemacht haben.

SchokofondueNach dem Basteln von Tischlaternen (Claudia) folgten Nachdenkgeschichten, die Dominik ausgesucht hatte und vorlas. Daraus ergab sich wieder eine rege Diskussion: Kann man sich durch Freundlichkeit verausgaben? Um Mitternacht kam tatsächlich das oben genannte Schokofondue (Claudia und Inga), das ausgezeichnet schmeckte. Trotz der Schokolade war es dann für einige nicht ganz leicht, der Dia-Meditation von Gerrit zu folgen. Zu einem Dankpsalm zeigte er herrliche Dias von stillen Landschaften in Skandinavien oder auch vom einfachen Leben in Weißrussland, z.T. mit einer Tenorflöte untermalt.

BibelquizNach 2 Uhr waren wir immer noch eine Gruppe von 12 - 14 Leuten, die den nachdenklichen, aber auch humorvollen Geschichten von Don Camillo und Pepone lauschte, die Cora vorlas. Dann allerdings traute ich meiner eigenen Konstitution nicht mehr zu, die ganze Nacht durchzuhalten und beschloss, wenigstens knappe zwei Stunden in meinem Bett zu verbringen. Ich war kein Einzelfall. Wie ich um 6 Uhr erfuhr, waren nur 3 CVJMer ganz ohne Schlaf ausgekommen, und die Nachtwanderung von 3 - 4 Uhr hatte Clemens allein angetreten, damit die Kirche nicht verwaist zurückblieb. Aber Alexander kam pünktlich um 4 Uhr und zeigte Dias zum Advent und um 5 Uhr startete das Bibelquiz (Clemens) mit verschiedenen Ein-Mann-Gruppen.

Bibel lesenAls wir ab 6 Uhr einige Bibelabschnitte in verteilten Rollen lasen, war die Gruppe schon wieder zahlreicher, und zum Frühstück im Gemeindehaus um 7 Uhr konnten fünf CVJMer zwei Kirchenvorsteher und deren Gattinnen begrüßen. In das Gebet vor dem Frühstück wurden dann auch alle Gebetskarten eingeschlossen.

FrühstückDie Nacht der offenen Kirche war ein mutiger Versuch, der zwar noch manche Wünsche offen ließ, aber viele Begegnungen und Gespräche ermöglichte, zum Nachdenken anregte und uns insgesamt Freude gemacht hat. Für mich wurde deutlich, dass das lockere Programm Ruhe, Entspannung und Offenheit ermöglichte und ist nicht Stille eine gute Voraussetzung, um Gott zu begegnen?!

Gustav Langenbruch