Wort für den Monat Januar 2005

In Frieden leg ich mich nieder und schlafe ein; denn du allein, Herr, lässt mich sorglos ruhen. (Psalm 4,9)

Liebe Leserin, lieber Leser,

viele Menschen leiden unter Schlaflosigkeit, wälzen sich stundenlang im Bett und finden keine Ruhe. Oder sie schlafen zwar ein, wachen aber bald wieder auf und liegen lange wach, bis sie wieder für kurze Zeit einschlafen und sind dann am Morgen wie zerschlagen.

Rezepte gegen Schlaflosigkeit und Schlafstörungen gibt es viele, vom Schäfchenzählen bis zu Schlaftabletten. Ob die immer gut sind?

Ein paar Ratschläge sind beherzigenswert:

Gute Ratschläge, aber keine Patentrezepte. Unser Problem ist ja oft auch, dass wir am nächsten Morgen aufstehen und unsrer Tätigkeit nachgehen müssen. Da sind geregelte Schlafenszeiten hilfreich. Oft haben wir aber einen ganz anderen Tagesrhythmus. Ein Frühaufsteher hält es abends nicht lange aus und sehnt sich nach seinem Bett – ein Nachtmensch kann lange aufbleiben und kommt dafür morgens nicht aus den Federn.

Wenn wir den Monatsspruch lesen, können wir den Psalmbeter beneiden. Er hat scheint's einen gesunden Schlaf. Er legt sich ins Bett, ist sofort weg und schläft die ganze Nacht über durch. Der Grund: "Denn du allein, Herr, lässt mich sorglos ruhen". Offenbar kennt auch er Sorgen und weiß, wie das ist, wenn man im Bett liegt und grübelt. Vielleicht hat er auch berechtigten Anlass sich Gedanken zu machen, weil er in einer unsicheren Zeit lebt und weil er nicht weiß, wovon er am nächsten Tag leben soll. Vielleicht muss er befürchten, dass er im Schlaf überfallen oder von der Geheimpolizei geholt wird. Die Verse vorher deuten an, dass der Beter Angst hat (Vers 2), weil es Leute gibt, die sein Ansehen (seine "Ehre") zerstören wollen (Vers 4). Trotzdem kann er ruhig schlafen, weil einer da ist, der auf ihn aufpasst. Er vertraut Gott seine Sorgen an und braucht sich nicht auch noch im Bett damit beschäftigen.

Das Geheimnis seines guten Schlafs beruht nicht auf Rezepten und Tricks, sondern sein Geheimnis heißt Gottvertrauen. Und Loslassenkönnen. Wie bei einem Schichtwechsel übergibt er Gott die Verantwortung für die Nacht, zieht seine Arbeitsklamotten aus und begibt sich zur Ruhe.

Eine Hilfe dafür kann das Abendgebet sein. Ich bete Luthers Abendsegen (Evangelisches Gesangbuch Nr. 852):

»Des Abends, wenn du zu Bett gehst, kannst du dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen:
"Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen."
Darauf kniend oder stehend das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser.
Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen:
"Ich danke dir, mein himmlischer Vater,
durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn,
dass du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast,
und bitte dich,
du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich Unrecht getan habe,
und mich diese Nacht auch gnädiglich behüten.
Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände.
Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde."
Alsdann flugs und fröhlich geschlafen.«

Luthers Morgensegen steht im Evangelischen Gesangbuch Nr. 815.

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Tischner