Wort für den Monat Februar 2005

Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind. (Lukas 10,20)

Liebe Leserin, lieber Leser,

das Rumpelstilzchen hatte es mit dem Datenschutz etwas übertrieben: Noch nicht einmal seinen Namen wollte es verraten und hat ihn dann unbedachterweise trotzdem preisgegeben: "Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich Rumpelstilzchen heiß."

Mein Name ist dagegen nicht geheim. Er steht auf meinem Personalausweis. Dieser gibt an, wer ich bin und dass ich die deutsche Staatsbürgerschaft mit allen Rechten und Pflichten habe. Ich kann damit beweisen, dass ich kein gesuchter Verbrecher bin. Der Ausweis zeigt aber auch, dass der Staat mich kennt. Ich bin irgendwo registriert. Der Staat meldet sich bei mir und verlangt Steuern.

Mein Name steht auch im Reisepass. Damit nehmen auch andere Länder von mir Kenntnis. Weil ich in Deutschland registriert bin, kann ich auch im Ausland die Hilfe meines Heimatlandes in Anspruch nehmen. Es wird dafür sorgen, dass ich aus Krisen- und Katastrophengebieten rausgeholt werde.

Bei anderen Ausweisen, auf denen mein Name steht, ist es noch deutlicher, dass ich damit Rechte in Anspruch nehmen kann. Mit meiner Bankkarte kann ich Geld abheben und bargeldlos zahlen. Mit ähnlichen Karten kann ich ärztliche Leistungen in Anspruch nehmen oder Bücher ausleihen. Ich freue mich, dass ich diese Möglichkeiten habe und mein Name registriert ist.

Aber auch ohne Ausweis und Karten habe ich einen Namen. Viele Menschen kennen mich und verbinden bestimmte Vorstellungen mit mir, wenn sie meinen Namen hören. Ich hoffe, dass sie Gutes über mich denken.

Lukas erzählt, wie Jesus zweiundsiebzig Jünger auf Missionsreisen geschickt hat. Sie kommen ganz begeistert zurück und berichten von ihren Erfolgen: "Sogar die Dämonen gehorchen uns, wenn wir in deinem Namen auftreten." Eine wichtige Aufgabe dieser Jünger war nicht, böse Geister zu dressieren oder sich nutzbar zu machen, sondern sie auszutreiben. Sie durften erleben, wie die Macht des Bösen nicht nur über sie selbst keine Wirkung hatte, sondern dass sie auch über andere Menschen ihre Wirkung verlor. Wo Menschen im Namen Jesu handeln, hat das Böse keine Macht mehr. Wunderbar! Grund zum Jubel und zur Freude. Jesus Name wirkte wie ein Ausweis, der Möglichkeiten eröffnete, von denen die Jünger vorher nichts geahnt hatten.

Jesus lenkt überraschenderweise ihren Blick in eine andere Richtung: "Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind." Ihr habt gemerkt, dass das Böse seine Macht über euch verloren hat. "Ihr könnt treten auf Schlangen und Skorpione und nichts kann euch schaden." – "Na wunderbar", werden die Jünger gedacht haben, "dann können wir uns dranmachen, dieses Ungeziefer auszurotten." – "Falsch gedacht", sagt Jesus. "Ihr guckt in die falsche Richtung. Ihr seid immer noch fasziniert von den verschiedenen Ausprägungen des Bösen. Betrachtet nicht die Schlangen und Skorpione, beachtet sie gar nicht, sondern blättert im himmlischen Buch, in dem eure Namen geschrieben sind", überzeugt euch, dass eure Daten auf der himmlischen Festplatte gespeichert sind, würden wir heute sagen. Dort werden wir die Namen der Dämonen vergeblich suchen. Gott ignoriert sie. Er will nichts von ihnen wissen. Ihre Daten sind gelöscht oder wurden gar nicht registriert. "Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie ein Blitz." Er hat im Himmel, im himmlischen Buch, im Gedächtnis Gottes keinen Platz.

Oft sind auch wir immer noch fasziniert vom Bösen. Früher hat man versucht, die Namen des Teufels und seiner Helfershelfer herauszufinden und eine eigene Datenbank drüber anzulegen. Andere katalogisieren die Sünden und bewerten sie nach ihrer Schwere: "Homosexuelles Verhalten wiegt ungefähr so schwer wie der Verstoß gegen das Fastengebot" (ist also nicht besonders schlimm), heißt es in einer mittelalterlichen Verordnung. Viele Menschen heute haben sich genau über Drogen informiert und wissen, welches dieser Suchtmittel welche Wirkung hat.

Ich frage mich: Wozu müssen wir das alles wissen? "Lass die Finger davon" reicht doch vollkommen. Vergewissere dich, dass auch dein Name im Himmel geschrieben ist und mach dir keine Gedanken über Dinge, von denen Gott nichts wissen will. Kümmere dich nicht um namenlose Rumpelstilzchen, sondern um den, dessen "Name nie verklinget".

Ich wurde mal gefragt, ob ich an den Teufel glaube. Meine Antwort: "Teufel, wer ist das? Ich glaube an Gott, der mich kennt, und an Jesus, der mich von der Macht des Bösen befreit hat."

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Tischner