Wort für den Monat Juli 2005

Keinem von uns ist Gott fern. (Apostelgeschichte 17,27)

Liebe Leserin, lieber Leser,

Schattenmannauf dem Bild sehen wir einen Mann, der seinen Schatten sieht. Was er nicht sehen kann, ist die Sonne, der er den Rücken kehrt. Wir können auf dem Bild auch keine Sonne entdecken; aber wir können an dem Schatten erkennen, dass die Sonne scheint. Der Schatten ist ein Beweis für das Licht.

Es gibt in unsrer Welt keine absolute Dunkelheit, weil es das Licht gibt. Dunkel ist es nur, wo kein Licht hinkommt. Auch die schwärzeste Nacht ist nur ein Schatten, keine Finsternis, die das Leben bedroht. Seitdem Gott zu Beginn der Schöpfung gesprochen hat "Es werde Licht", ist die Dunkelheit keine selbständige Größe mehr, sondern Abwesenheit von Licht.

So wie die Dunkelheit ein Beweis für das Licht ist, so kann all das, wo wir meinen, an Gott verzweifeln zu müssen, ein Beweis dafür sein, dass Gott da ist:

Daran müssen wir denken, wenn wir den Monatsspruch lesen: "KEINEM VON UNS IST GOTT FERN". Zwar spüren wir scheinbar oft nichts davon und meinen, wir stünden im Dunkeln. Aber der Schatten beweist nun einmal das Licht. Und das, was wir scheinbar an Negativem erleben, spricht nicht gegen Gott, sondern für Gott. Auch das Unangenehme kommt aus seiner Hand. Wir müssen es nur lernen anzunehmen.

Dazu kann uns ein Gebet von Eduard Mörike helfen:

"Herr, schicke, was du willt;
ein Liebes oder Leides.
Ich bin vergnügt, dass beides
aus deinen Händen quillt."

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Tischner