Weihnachten nüchtern betrachtet

Ich lese gerade ein Büchlein von Rolf Scheffbuch, in dem er ausführlich darlegt, dass für ihn die Worte Jesu, die uns in der Bibel überliefert sind, von besonderem Wert sind. Er ermuntert dazu, die Evangelien durchzusehen und Worte Jesu herauszuschreiben und sich besonders einzuprägen.

Was hat eigentlich Jesus über Weihnachten gesagt? Nichts! Ich finde im Neuen Testament keinen Satz von ihm über seine ärmliche Geburt in Bethlehem, über die Engel auf dem Hirtenfeld, die Weisen aus dem Morgenland, den Kindermord des Herodes oder die Flucht nach Ägypten. Ja, mehr noch, sie werden außer in den Evangelien des Matthäus und des Lukas im ganzen Neuen Testament nicht erwähnt. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber offenbar war es doch Jesus, den Aposteln und den übrigen Verfassern von Schriften im Neuen Testament nicht wichtig, darüber viel zu reden oder zu schreiben. Aber gerade dieses Fest der Geburt Jesu wird heute in der Öffentlichkeit am aufwändigsten und längsten gefeiert. Die Weihnachtsdekorationen und die Weihnachtsmärkte beginnen teils schon vor dem Ewigkeitssonntag!

Vom Sterben und von der Auferstehung Jesu wird dagegen in allen vier Evangelien berichtet und auch in zahlreichen Briefen im Neuen Testament geschrieben. Und das mit Recht, denn beides sind Kernstücke unseres Glaubens.

Das sollte uns aufmerksam werden lassen: Hier haben sich die Schwerpunkte in unserer Öffentlichkeit und vielleicht auch in unserem persönlichen leben unangemessen verschoben: Ohne Weihnachten kein Ostern, aber ohne Ostern wäre Weihnachten wohl bedeutungslos.

Und was machen wir mit Weihnachten? In der "Antenne" vom Evangeliumsrundfunk las ich Anregungen von Pastor Dr. Deichgräber zur rechten Vorbereitung auf das Weihnachtsfest:

  1. Die Kunst des Weglassens üben (Reisen, Einkaufen, unzählige Weihnachtsfeiern, vorzeitige Weihnachtslieder), um Hektik und Hetze zu entgehen und Raum zur Stille, zum Lesen und zum Briefeschreiben zu haben.
  2. Darum bitten, dass Gott mich vorbereitet: "Ach mache du mich Armen zu dieser heil'gen Zeit aus Güte und Erbarmen, Herr Jesu, selbst bereit. Zieh in mein Herz hinein vom Stall und von der Krippen, so werden Herz und Lippen dir allzeit dankbar sein."
  3. Sich dem Winterdunkel stellen und auf Menschen zugehen, denen das Leben gerade in dieser Zeit sehr schwer wird. Das Licht Gottes liebt die Dunkelheit, und darum scheint es nicht im Licht, sondern da, wo es am dunkelsten ist.

Alle müssen es entdecken: Uns ist heute der Heiland geboren, Christus der Herr!

Gustav A. Langenbruch