Monatsspruch Oktober 2007

Wer bemerkt seine eigenen Fehler? Sprich mich frei von Schuld, die mir nicht bewusst ist! (Psalm 19,13)

Liebe Leserin, lieber Leser,

aus unsrer Schulzeit wissen wir, wie schwer es ist richtig zu schreiben. Da haben wir uns alle Mühe gegeben es gut zu machen – und die Lehrerin hat doch noch Fehler gefunden. Und heute? Heute beherrsche ich zwar die Rechtschreibregeln und vertippe mich trotzdem dauernd. Ich kann den Text zehnmal lesen und finde immer noch was Falsches.

Auch beim Reden machen wir Patzer, unglaublich, wie oft wir uns versprechen! Normal können wir uns leicht korrigieren und die meisten Versprecher bleiben unbemerkt. Schlimm wird es aber, wenn jemand etwas heraushört, was ich gar nicht gemeint habe. Und schon ist er mir böse.

Es sind ja auch nicht nur die Fehler beim Reden und Schreiben. Im Straßenverkehr kann eine kleine Unachtsamkeit tödliche Folgen haben. Wenn die Baufirma geschlampt hat, ärgern wir uns unser ganzes Leben lang mit dem Haus herum.

Fehler sind schlimm. Wir selbst machen immer wieder neue und andere Leute gehen uns mit ihren Versehen auf die Nerven. Nicht die großen Sünden wie Diebstahl oder Mord sind es, die uns das Leben schwermachen, sondern die vielen kleinen Missgriffe, die wir gar nicht wollen und merken. Und noch schlimmer: dass wir und die anderen nicht vollkommen sind und die ganze Welt auch nicht.

Was hat sich Gott nur dabei gedacht, als er uns und diese Welt erschaffen hat? Hat auch er geschlampert und was verkehrt gemacht? Ich glaube, dass er viel vernünftiger ist als wir. Er hat die Welt so stabil erschaffen, dass sie nicht bei jedem Rechtschreibfehler und jeder Bausünde aus den Fugen gerät. Deshalb muss er nicht wie ein Schulmeister peinlich Buch führen über unsre Sünden, sondern kann vergessen und vergeben. Deshalb ermahnt uns auch Jesus, dass auch wir den anderen verzeihen.

Nicht Gott ist es, der uns Vorwürfe macht. Das sind wir selber. Ein gewissenhafter Mensch ist bemüht, alles richtig zu machen. Und könnte sich selbst ohrfeigen, wenn etwas daneben geht. Und leidet an seiner eigenen Unvollkommenheit. Das ist der Preis, den Gewissenhaftigkeit von uns fordert.

Wie gehen wir mit unseren eigenen Mängeln um? Ich finde es so tröstlich, dass ich wissen darf: Jesus ist für meine Sünden gestorben, auch für mein tägliches Versagen, auch für meine Rechtschreibfehler. Mein schlechtes Gewissen behält nicht das letzte Wort. Das letzte Wort spricht Gott.

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Tischner