Jesus Christus spricht: Lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. (Matthäus 5,16)

Dieser Vers ist der Monatsspruch für Juli. Er steht in der Bergpredigt, kurz nach den Seligpreisungen. Klingt er nicht ungewohnt? Wenn es um gute Taten geht, dann denken wir doch eher an den anderen Satz Jesu: "Lass die Rechte nicht wissen, was die Linke tut", oder: Wenn ihr eure guten Werke ausposaunt vor den Leuten, dann ist euer Lohn bei eurem himmlischen Vater dahin. Spricht Jesus hier im Monatsspruch für eine christliche Werbeindustrie nach dem Motto "Tue Gutes und rede darüber"?

Wenn ich mir durch den Kopf gehen lasse, was in der Bibel über Jesu Leben hier auf unserer Erde berichtet wird, so erinnere ich mich an keinen Herold, sprich Pressesprecher, unter den Jüngern Jesu. Vielmehr sagt Jesus an mehreren Stellen zu Menschen, denen er geholfen hat: "Dankt Gott dafür, aber erzählt es nicht weiter." Manchmal taten sie es trotzdem, aber ohnehin waren die Taten Jesu so auffallend, dass immer größere Teile des Volkes von ihm hörten und ihm begegnen wollten. Deshalb wurden ja gerade die Volksführer, die Mitglieder des Hohen Rats, aufmerksam auf ihn und sahen in ihm einen gefährlichen Konkurrenten.

So sind für mich die vorausgehenden Verse wichtig. Vers 14: "Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berge liegt, kann nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet es allen, die im Hause sind." Wenn wir Jesus nachfolgen, so wird sich unser Leben mehr und mehr von dem anderer Menschen unterscheiden. Das kann gar nicht verborgen bleiben. Das ist für alle sichtbar (auch ohne Werbung), aber es soll auch nicht versteckt werden. Alle dürfen es wissen, aber nicht um uns zu loben, sondern um Gott zu preisen, der uns den Weg zeigt (und allen zeigen möchte) und uns so verändert (aber alle verändern möchte).

Fritz Rienecker schreibt dazu: "Es ist ein feiner Unterschied, seinen 'Glauben' und 'seine Erfahrungen mit Gott' zur Schau zu stellen oder seinen Glauben zu bezeugen. Das Erste ist das Wirken des frommen Ichs, das andere ist das Wirken Gottes. Nur durch dieses Letztere wird der Vater im Himmel verherrlicht. … Der Jünger hat nur die Aufgabe, den Lichtstrahlen des Lichtes freien Lauf zu lassen. … Die Jünger durchleuchten die Welt mit ihrem Tun." und an anderer Stelle weist er ganz klar darauf hin, dass sich das Salz auflöst im Dienst und dass sich das Licht im Leuchten verzehrt. … Auch hier wird der Opfergedanke des Jüngerdienstes unterstrichen.

G.-A. Langenbruch