Monatsspruch Februar 2008

Jesus Christus spricht: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr’s empfangt, so wird’s euch zuteil werden. (Markus 11,24)

Liebe Leserin, lieber Leser,

na denn zu mal frisch von der Leber weg gebetet: "Ich hätte gern im Urlaub an der See warm und viel Sonne, damit ich braun werde. Dazu wäre es aber nötig, dass ich mehr verdiene, sonst reicht das Geld nicht. Und ein neues Auto wäre auch kein Fehler. Und der Speck muss weg, was sollen sonst die Leute am Strand von mir denken…" Wozu haben wir den lieben Gott, der kann mir doch alle meine Wünsche erfüllen, steht doch im Monatsspruch. Oder irre ich mich?

Wenn wir Wünsche haben, kann es hilfreich sein, wenn wir sie auch laut äußern. Sag mal sieben Wochen jeden Morgen, Mittag und Abend dreimal laut: "Der Speck muss weg!" Dann glaubst du's am Ende selbst und tust was dagegen. Auto-Suggestion nennt man das. Man redet sich etwas so lange ein, bis man es selbst glaubt und will, dann wird was draus. Ob man das zu sich selbst, der Wand oder Gott sagt, ist egal.

Aber ist das ein Gebet? Ein Gebet ist, wenn wir mit Gottes reden. Aber doch nicht so: "Lieber Gott, ich will alles, und zwar sofort. Basta, amen!" Als ob Gott weiter nichts zu tun hätte, als meine Wünsche zu erfüllen. Was will er denn machen? Ich wünsche mir schönes Wetter – die Bauern stöhnen über die Trockenheit und beten um Regen. Ich will mehr Geld – und mein Chef auch, sonst würde er mir mehr zahlen. K a n n denn Gott alle unsre oft widersprüchlichen Wünsche erfüllen?

Wir würden Jesus das Wort im Mund herumdrehen, wenn wir das Gebet zu einem Wunscherfüllungsautomaten machen würden. Im Vaterunser steht Gott dreimal an erster Stelle und erst an vierter kommt – nicht das Wetter, nicht das Auto, nicht das Geld, sondern das tägliche Brot, also das Allernotwendigste. An erster Stelle steht Gottes Ehre ("Name"), sein Reich und sein Wille. Halte ich Gottes Ehre, Reich und Willen nicht auf, wenn ich ihn mit meinen egoistischen Wünschen belästige?

Und: Werde ich glücklich, wenn ich alles kriege, was ich haben will? Unsre Wünsche sind wie ein Fass ohne Boden. Durchs Wünschen lernen wir unzufrieden und damit unglücklich sein. Ich bin lieber wunschlos glücklich und bete lieber darum, dass mein Wille mit Gottes Willen eins wird. Wenn ich so mit Gott einig bin, dass ich seine Donnerwetter und Wolkenbrüche akzeptiere, dann wird er auch mit mir einig sein und es so einrichten, dass die Sonne scheint, wenn ich sie brauchen kann.

Es kommt nicht darauf an, dass man wirklich wollen muss und nicht nur wünschen, sondern dass ich mir Gottes Willen zu Eigen mache. Das ist das Geheimnis des Gebets.

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Tischner