Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. (Matthäus 5,9)

Liebe Leserin, lieber Leser,

auch im November möchte ich Jesus selbst zu Wort kommen lassen. Er lobt nicht die Harmlosen, die keiner Fliege was zuleide tun, sondern die "Frieden machen", neuere Bibeln übersetzen "Friedensstifter".

Dann also mal los, zu den Brennpunkten der Welt, redet den Kriegstreibern ins Gewissen, vereinbart einen Termin mit den Terroristenführern, sagt den Tyrannen, sie sollten Vernunft annehmen! Oder sagt wenigstens dem Ehepaar Müller, sie sollen aufhören zu streiten! Die werden sich von euch gerade was sagen lassen!

Wie hat sich Jesus verhalten? Hat er den römischen Kaiser gebeten, seine Truppen abzuziehen und keinen Krieg mehr zu führen? Hat er die jüdischen Terroristen (sie nannten sich Zeloten) aufgefordert, ihre Attacken einzustellen? Oder wie hat er Frieden gestiftet?

Es gibt nur ein Beispiel, wo er einen drohenden Angriff abgewehrt hat: Er hatte vor in einem Samaritanerdorf zu übernachten und die Einwohner wollten ihnen nicht haben. Zwei seiner Jünger hätten am liebsten Feuer vom Himmel fallen lassen, wenn sie gekonnt hätten, das war nicht ernst gemeint, nur ein Gedankenspiel. Heute phantasiert man nicht, sondern bombardiert tatsächlich. Einer, der beiden, Johannes, hat später seinen Gewaltphantasien in der Offenbarung freien Lauf gelassen.

Jesus hat solche Reden nicht geduldet und die beiden Hitzköpfen in ihre Schranken gewiesen. Was macht man da, wenn man abgewiesen wird? "Sie gingen in ein anderes Dorf." (Lukas 9,51-56)

"Frieden stiften", das hört sich so großartig an, das funktioniert aber doch bloß in dem Bereich, wo wir wirklich was zu sagen haben. Und meist können wir nicht mehr tun als Jesus und die Unruhestifter zurechtweisen. In seltenen Fällen gelingt es, die Streithähne an einen Tisch zu bringen und ein klärendes Gespräch zu führen. Dazu gehört äußere Autorität und eine überzeugende Persönlichkeit.

Hat Jesus den Mund zu voll genommen? Oder wurden mit der Übersetzung "Friedensstifter" die Erwartungen zu hoch geschraubt? Man kann ja auch statt "Frieden machen = herstellen" übersetzen "Frieden tun = üben".

Jesus hat mehrfach seinen Friedensplan dargestellt und uns gesagt, was wir für den Frieden tun können - ohne Allmachtsphantasien, ganz realistisch:

Lukas 10,5.6: "Wenn ihr in ein Haus kommt, sprecht: Friede sei mit diesem Haus", nicht nur ein frommer Wunsch, denn die Jünger kamen nicht, um Krach zu schlagen und Streit anzufangen. "Wenn dort ein Kind des Friedens ist, wird euer Friede auf ihm bleiben", wenn nicht, dann nehmt halt den Frieden wieder mit, wenn ihr weiterzieht. Dem Streithahn wird er keine Ruhe bringen, er regt sich nur noch mehr auf über diese "Spinner". Es kommt also drauf an, dass wir selber Kinder des Friedens werden - erkennt ihr den Zusammenhang mit "sie werden Kinder Gottes heißen"? Kinder des Friedens sind nicht bloß friedlich, d. h. aggressionsarm und antriebslos, sondern sie haben selbst ihren Frieden gefunden und strahlen eine himmlische Ruhe aus, die sich auf andere überträgt.

Johannes 14,27: In den Abschiedsreden sagt Jesus: "Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch." Damit zeigt er an, wie wir unsern Frieden finden: indem wir in enger Verbindung mit Jesus bleiben und unsre Herzen von der Liebe Gottes erfüllen lassen.

Eben las ich in der Zeitung einen Bericht über einen Eheberater, der sich für die Vernunftsehe stark macht: "Es gibt in der Ehe keine Probleme, sondern nur Tatsachen. Zum Problem werden sie, wenn wir versuchen, das Problem zu lösen und den Partner zu ändern. Versucht ihn im bestmöglichen Licht zu sehen." Die Bibel nennt das Vergebung. Auch das können wir für den Frieden tun.

Herr Jesus, komm vom Himmel auf die Erde zurück, in unser Leben, in unsre Welt, und fang mit uns neu an das Reich Gottes Wirklichkeit werden zu lassen.

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Tischner