Das Abendmahl I

 

Das Abendmahl (es wird auch Eucharistie, Herrenmahl, Altarsakrament, Brotbrechen oder Gedächtnismahl genannt) wird im Rahmen des christlichen Gottesdienstes gefeiert und erinnert an das Sterben Jesu Christi am Kreuz. Wie noch zu lesen sein wird, ist es aber weit mehr als nur eine Gedächtnishandlung.

Die Gleichsetzung des Brotes und des Weines mit dem Leib und dem Blut Christi hat zu allen Zeiten der Kirche das theologische Denken herausgefordert.

Im Evangelischen Erwachsenenkatechismus lesen wir: "Doch führte diese Frage in der Alten Kirche nicht zu Spaltungen; denn das antike Denken kannte keinen Gegensatz zwischen Symbol und Wirklichkeit. Durch das Symbol von Brot und Wein hatte man an der Wirklichkeit Jesu, seinem Leib und Blut, Anteil. Verschiedene Ansichten zum Verständnis des Abendmahls gibt es erst seit dem frühen Mittelalter (9. Jahrhundert), als man anfing, die Wirklichkeit anders zu sehen und zu verstehen. Symbol und Wirklichkeit fallen seither auseinander und man versucht, ihr Verhältnis zueinander neu zu erfassen. Die Konfessionen sind hier verschiedene Wege gegangen."

Und so schreibt Ralf Luther in seinem Wörterbuch zum Neuen Testament: Mit der Stiftung des Abendmahls gab Christus seinen Jüngern nicht ein Problem zum Grübeln, sondern eine Hilfe für Leben und Dienst. Das Abendmahl will vom Leben her verstanden werden, so einfach, wie es gemeint ist. Im Orient verband das Mahl zu besonders inniger Gemeinschaft. Der Grundton bei einem Gastmahl war ein froher. Am Abend fand immer die Hauptmahlzeit statt wegen der zu großen Hitze am Tage. Abendmahl lautet übersetzt in unsere Sprache: "festliches Gastmahl". In der Abschiedsstunde nimmt Jesus Brot, bricht jedem Jünger ein Stück und lässt den Kelch kreisen: "Nehmt, esset! Das ist mein Leib. Nehmet, trinket! Das ist mein Blut."

Er bedeutet den Seinen, sie sollen dieses Mahl in der kommenden Gemeinde wiederholen.

Hintergrundinformation

Jesus feiert mit seinen Jüngern das Pessach (hebräisch = vorüberschreiten, verschonen) oder auch Pas/cha (aramäisch) genannt - bei Luther Passah - und stiftet damit das Abendmahl seines Opfertodes. Im einwöchigen Pessach wird an Israels Auszug aus Ägypten erinnert und gefeiert. Das Fest fällt gemäß der biblischen Einsetzung in den jüdischen Frühlingsmonat und beginnt am Abend des 14. Nisan (= ungefähr Mitte März bis Mitte April).

Die biblische Einsetzung dazu findet man im 2. Buch Mose, Kapitel 12, die Verse 1-28.

Einsetzung des Pessach-Mahles im Alten Testament

1 Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron in Ägyptenland:
2 Dieser Monat soll bei euch der erste Monat sein, und von ihm an sollt ihr die Monate des Jahres zählen.
3 Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus.
4 Wenn aber in einem Hause für ein Lamm zu wenige sind, so nehme er's mit seinem Nachbarn, der seinem Hause am nächsten wohnt, bis es so viele sind, dass sie das Lamm aufessen können.
5 Ihr sollt aber ein solches Lamm nehmen, an dem kein Fehler ist, ein männliches Tier, ein Jahr alt. Von den Schafen und Ziegen sollt ihr's nehmen
6 und sollt es verwahren bis zum vierzehnten Tag des Monats. Da soll es die ganze Gemeinde Israel schlachten gegen Abend.
7 Und sie sollen von seinem Blut nehmen und beide Pfosten an der Tür und die obere Schwelle damit bestreichen an den Häusern, in denen sie's essen, … (2. Buch Mose, Kapitel 12, 1-7)

Die Einsetzungsüberlieferungen des Abendmahls in den neutestamentlichen Texten

Matthäus 26, 26-28 (29-30)

26Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. 27Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; 28das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.

29Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich von neuem davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich. 30Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.

Markus 14, 22-24

22Und als sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. 23Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. 24Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.

Lukas 22, 19+20

19Und er nahm das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. 20Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird.

1. Korinther 11, 23-25

20-22: Paulus befiehlt, das Abendmahl vom Abendessen zu trennen. Die Leute sollen vorher in den eigenen Häusern essen.

23Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, 24dankte und brach's und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. 25Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. 26Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt. 27Wer nun unwürdig von dem Brot isst oder aus dem Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig sein am Leib und Blut des Herrn. 28Der Mensch prüfe aber sich selbst, und so esse er von diesem Brot und trinke aus diesem Kelch. 29Denn wer so isst und trinkt, dass er den Leib des Herrn nicht achtet, der isst und trinkt sich selber zum Gericht.

Johannes-Evangelium 6, (22) 27-59

53Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.

Apostelgeschichte 2, 42+46-47

42Sie (die ersten Christen in Jerusalem) blieben aber beständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet. 46Und sie waren täglich und stets beieinander einmütig im Tempel und brachen das Brot hin und her in den Häusern, 47nahmen die Speisen mit Freuden und lauterem Herzen, lobten Gott und hatten Gnade bei dem ganzen Volk.

Edwin Suckut