Monatsspruch Januar 2018

Halte den Ruhetag am siebten Tag der Woche… Er ist für dich ein heiliger Tag, der dem Herrn gehört. 13 Sechs Tage in der Woche sollst du arbeiten und alle deine Tätigkeiten verrichten.; … Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun: du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und dein Rind und dein Esel und dein ganzes Vieh und dein Fremder in deinen Toren. (5.Mose/Deuteronomium 5,12+14)

Liebe Leserin, lieber Leser,

da haben wir's doch wesentlich einfacher: In Luthers Kleinem Katechismus steht bloß: "Du sollst den Feiertag heiligen. - Was ist das? Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern es heilig halten, gerne hören und lernen." Kurz und bündig.

Der 7. Tag der Woche war nach alter Zählung der Samstag, biblisch Sabbat. Da Jesus am 1. Wochentag auferstanden ist, heiligen wir den Sonntag. Es gibt drei andere Möglichkeiten: 1. überhaupt nicht arbeiten (und die Arbeit den Sklaven, Tieren, Maschinen überlassen), - 2. durchschaffen, dafür mehr Urlaub. Oder: Jeder hat mindestens einen Tag die Woche frei, aber nicht alle gleichzeitig, - 3. Feiertage, unregelmäßig übers Jahr verteilt. So haben wir's ja noch heute, zusätzlich.

Die Zehn Gebote waren eine revolutionäre Neuerung: statt einer Vielzahl von Göttern nur einer - statt einer Vielzahl von Feiertagen nur der Sabbat - statt einer Vielzahl von Autoritäten nur die Eltern - statt einer Vielzahl von Vorschriften nur zehn (bzw. nach Jesus nur die beiden Liebesgebote). Wie schon das Alte Testament zeigt, hat sich diese Neuerung nicht durchsetzen können. Das Leben ist halt mal kompliziert.

Schon Jesus hat sich gegen das strenge Arbeitsverbot gewehrt (Markus 2,23-3,6). Paulus erwähnt, dass manche Christen den Sabbat hielten, andere nicht. Er schreibt nicht, was richtig ist, sondern nur: "Jeder sei seiner Meinung gewiss." (Römer 14,5).

Das Arbeitsverbot spielt also im Christentum keine besondere Rolle. Stattdessen legten die Kirchen Wert auf die "Heiligung": Wir sollen uns am Sonntag Zeit nehmen für Gott. Für die Katholiken gilt die "Sonntagspflicht", d. h. sie müssen am sonntäglichen Abendmahlgottesdienst teilnehmen. Ähnlich Luther, nur allgemeiner: "die Predigt … heilig halten, gerne hören und lernen."

Die Bibel lesen und beten können wir auch "im stillen Kämmerlein". Und Gottes Willen tun sollen wir im täglichen Leben. Im Gottesdienst, in der Gemeinde, im CVJM treffen wir uns mit Gleichgesinnten. Das ist heutzutage besonders wichtig, weil über Glaubensfragen sprechen im öffentlichen Leben verpönt ist. Der "Geist der Zeit" will uns in die Vereinzelung treiben und damit unsern Glauben austrocknen. Denn er lebt von der Gemeinschaft.

Die Gemeinschaft braucht eine sachkundige und erfahrene Anleitung. Ich hab's x-mal erlebt, wie Einzelne oder ganze Gruppen auf Abwege gerieten, weil sie meinten, sie könnten das ohne Anleitung. Da pickte sich jemand eine Bibelstelle heraus und überlegt sich wochenlang, was das wohl für ein Stern ist, der genannt wird, statt auf den Zusammenhang der Bibel zu achten und die "Mitte der Schrift" zu kennen, nämlich Jesus. Man kann die Bibel nicht auf eigene Faust auslegen. Ich kann aber auch nicht sagen: "Ich bin der Pfarrer und hab's schließlich studiert." Wir müssen im Gespräch bleiben. Schade, dass das im traditionellen Gottesdienst nicht geht. Ich hab's probiert, man kann in einem größeren Kreis kein Gespräch führen. Da sind kleine Gruppen besser.

Im Beruf gibt's regelmäßige Fortbildungen, die Feuerwehr übt regelmäßig, Sportler trainieren. Bloß im Glauben meint man, das sei nicht nötig. Und offenbar versucht der "Geist der Zeit", das zu verhindern. Oder der Teufel.

"Du sollst den Feiertag heiligen" bedeutet aber vor allem: Du sollst dir Zeit für Gott nehmen. Was denken eure Eltern, wenn ihr euch nie bei ihnen meldet, mit ihnen redet, sie besucht?

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Tischner