Monatsspruch Dezember 2018

Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut. (Matthäus 2,10)

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Sterngucker aus dem Morgenland suchten in Jerusalem den neugeborenen König der Juden und fanden in Bethlehem das Jesuskind. Ein Stern wies ihnen den Weg. Sie hatten ihn in Babylonien oder Persien gesehen und er erschien ihnen jetzt wieder auf dem Weg von Jerusalem nach Bethlehem. Der Stern hat sie nicht belogen.

Oder doch? Er hat sie angeführt und Unheil angerichtet: Denn 1. war Jesus kein König und wollte es auch nicht sein. Und 2. hat die ganze Königssucherei mehreren Kindern das Leben gekostet, nur Jesus wurde fürs erste gerettet, aber am Ende doch als "König der Juden" gekreuzigt.

Die Sterne am Himmel sind heute kaum noch zu sehen. Und trotzdem spielen sie in unserm Leben eine Rolle. Nein, nicht wie du vielleicht jetzt denkst. Sie bestimmen weder unser Schicksal noch unsern Charakter. Aber sie sind Symbole für Glück und Erfolg. Glücksritter greifen nach den Sternen. Bei Bewertungen werden Sterne verteilt, je mehr, desto besser. Wer im Rampenlicht Erfolg hat, ist selbst ein Star und glänzt mit seinem Können. Ein regelrechter Kult entfaltet sich um sie, wie in der Religion. Sie werden angehimmelt, man schaut zu ihnen auf wie zum Himmel.

War auch Jesus ein Star? Hat er sich in Szene gesetzt? Das haben manche von ihm erwartet: "Tu doch mal ein Wunder, damit wir an dich glauben können!" Jesus hat's abgelehnt. Sie sollten seinen Worten glauben. Wunder tat er trotzdem, aus Sorge um andere, nicht um sein Image. Er sagte klipp und klar, dass er sich nicht aufspielen wolle, sondern dienen. Sein Weg sei nicht der von Selbstbeweihräucherung, sondern von Selbstverleugnung, Leiden und Sterben.

"Stars" gibt es nur im Himmel. Wer in den Himmel will, der setzt sich nicht in ein Raumschiff, sondern geht hinter Jesus her, folgt ihm nach, durch den Tod in ein neues Leben. Ist es Zufall, dass ein Stern den Nachthimmel erleuchtete, als Jesus geboren wurde, und dass sich bei seinem Tod der Taghimmel verfinsterte?

Und trotzdem sagt Jesus, er sei das Licht der Welt (Johannes 8,12). Nicht bloß ein Stern unter vielen, nicht heller als tausend Sonnen, sondern d a s Licht, das von Gott ausgeht, von dem der Psalmist sing: "Licht ist dein Kleid, das du anhast" (Psalm 104,2). Jesus trug keinen Heiligenschein um den Kopf und hat auch nicht im Dunkeln geleuchtet, sondern Licht war sein innerstes Wesen, das so geprägt war von der Liebe Gottes, dass Johannes am Anfang seines Evangelium schreiben konnte: "Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit…" (Johannes 1,14).

An Jesus und seine Geburt denken wir an Weihnachten. Wir feiern nicht ein ewiges Baby, sondern eine Persönlichkeit, die die Welt verändert und auch mein Leben geprägt hat: Nicht herrschen, sondern dienen; nicht an sich selbst denken, sondern für andere da sein; bei der Wahrheit bleiben; lieber Unrecht leiden als Unrecht tun; nicht dem Geld (Mammon) dienen; treu sein in allen Dingen; Freund und Feind lieben. Denn über allem steht die Liebe.

Jesus hat nicht nur Liebe gepredigt, sondern auch gelebt. Er war die Liebe Gottes in Person. Und starb einen schrecklichen Tod. Denn nur durch Leiden geht’s zur Herrlichkeit.

Mit freundlichen Grüßen

Heinrich Tischner