Chronik

Dritte Welt-Arbeit im CVJM Reinheim und andere Verbindungen mit ausländischen Partnern

Der CVJM Reinheim gehört über den CVJM Kreisverband Starkenburg zum CVJM Westbund, dieser zum CVJM-Gesamtverband in Deutschland, der dem CVJM Weltbund angehört. Der CVJM Weltbund umfasst rund 14 000 Vereine in 124 Ländern auf allen fünf Kontinenten mit zusammen rund 45 Millionen Mitgliedern.

Seit vielen Jahrzehnten unterstützen deutsche CVJM finanziell ausländische Vereine bei der Durchführung bestimmter Hilfsprojekte ("CVJM-Weltdienst"). Darüber hinaus gibt es spezielle Partnerschaften mit Vereinen oder auch Nationalverbänden anderer Länder. So hat unser CVJM Westbund Partnerschaften mit Ghana, Sierra Leone, Ungarn und Graz (Österreich). Ein Sekretär des Westbundes ist hauptamtlich mit dieser Arbeit betraut. Das war in den achtziger Jahren Fritz Pawelzik, der zeitweise sogar beim Weltbund der CVJM für die Partnerschaftsarbeit zuständig war und der in zahlreichen Büchern und Vorträgen über diese Arbeit berichtet hat. Schon im März 1983 war er zum ersten Mal in unserem Verein und schon im Juli desselben Jahres führten wir eine Nothilfeaktion für Ghana durch, die 35 Säcke Kleiderspenden, vier Kartons Medizin und 950,- DM bar erbrachte, was an den Westbund weitergeleitet wurde. Im Herbst 1990 und 1991 kam Fritz Pawelzik wiederum nach Reinheim und berichtete von der Weltdienst-Arbeit in Afrika und Rumänien.

Der CVJM Darmstadt-Eberstadt baute eine Partnerschaft mit einem Verein in Sierra Leone (Westafrika) auf, an der sich der Kreisverband Starkenburg beteiligte, von der aber auch der CVJM Reinheim profitierte: Im Mai 1988 waren Dick Johnson und Alex Kromanty aus Sierra Leone in der Teestubb' zu Gast, im August 1992 kam der CVJM-Vorsitzende von Waterloo (Sierra Leone) und im Mai 1993 waren zwei weitere Sierra Leonis in Jungschar und Teestubb'. Gleichzeitig hatten wir zwei Kanadier in der Teestubb', die in Georgenhausen zu Besuch waren. So gab es einen echt internationalen Abend, bei dem wir uns aber nur auf Englisch verständigen konnten. Später eroberten die von Liberia unterstützten Rebellen Sierra Leone, bis sie von UNO-Schutztruppen vertrieben wurden. Damals gab es dort viel Leid und viel Not, auch CVJMer sind umgekommen. Karl-Heinz Jauch, der Weltdienstbeauftragte im Kreisverband und im Eberstädter Verein kam mehrfach nach Reinheim, um über die Lage zu berichten, und wir schrieben darüber im Glühwürmchen, unserer Vereinszeitschrift, und riefen zum Gebet auf. In den Jahren 1996, 1999 und 2000 beteiligten wir uns wieder an Kleidersammlungen, die bei der Bevölkerung auf Interesse stießen. Durch die Kontakte des CVJM Eberstadt sind auch unsere Verbindungen zumindest indirekt bis heute erhalten geblieben. 2002 war das bisher letzte Mal, dass uns Gäste aus Sierra Leone besuchten und uns durch ihre Fröhlichkeit und ihr Gottvertrauen begeisterten. Leider wurde die Chance, mit einer Delegation des CVJM Eberstadt nach Westafrika zu fahren, bisher von uns nicht genutzt.

Einmal in jedem Jahr gibt es eine "Weltbund-Gebetswoche", in der besonders der Not unserer christlichen Brüder und Schwestern in manchen Teilen der Welt gedacht wird.

Auch das Dekanat Reinheim unterhielt Kontakte nach Afrika und zwar zur Moravian Church (Brüdergemeinde) in Südafrika. Als im Mai 1995 eine Delegation das Dekanat besuchte, kamen sie auch in die Teestubb'. Schließlich berichtete der Westbundsekretär Bernd Kreh im Oktober 1998 über eine Fahrt nach Armenien, bei der Unterstützungsmöglichkeiten ausgelotet wurden.

Mindestens seit 1992 unterstützen wir Menschen in der Dritten Welt auch durch den Verkauf von Dritte-Welt-Waren. Ursprünglich bezogen wir sie vom CVJM Eberstadt und verkauften sie beim Fest der Vereine in Georgenhausen/Zeilhard. Seit die Eberstädter den Verkauf einstellten, beziehen wir die Waren vom Darmstädter Weltladen in der Elisabethenstraße. Etwa seit 2000 übernahmen wir den Dritte-Welt-Warenverkauf beim Gemeindefest in Ueberau. Dort wird er wohl auch andauern, während er beim Fest der Vereine mangels Nachfrage 2002 eingestellt wurde.

Im April 1995 hatten wir in der Teestubb' Herrn Römer aus Heppenheim zu Gast, der über die EDCS berichtete. Das ist eine ökumenische Entwicklungsgenossenschaft, die ursprünglich vom Ökumenischen Rat der Kirchen initiiert wurde. Über Förderkreise in Deutschland kann man bei dieser Genossenschaft, die heute "Oikocredit" heißt und ihre Zentrale in Holland hat, Anteile erwerben. Das dafür zu zahlende Kapital wird in der Zweiten und Dritten Welt an Bedürftige oder Genossenschaften, die sich selbständig machen bzw. aufstocken wollen, als Kredite zu günstigen Bedingungen vergeben. Die Besitzer der Anteile erhalten in Deutschland eine kleine Dividende, die gegenwärtig zumindest den Inflationsverlust ausgleicht. Hier geht es also nicht um Hilfe durch Spenden, sondern um Hilfe zur Selbsthilfe durch Kredite. Unser CVJM Reinheim rief damals dazu auf, Gelder für diesen Zweck zur Verfügung zu stellen, und erwarb damit wenige Anteile, die er heute noch hält. Ein wesentlich größerer Effekt trat langfristig auf, weil durch das Beispiel des CVJM einzelne Mitglieder bzw. Freunde privat weit mehr Anteile erwarben als der Verein und dadurch diese gute Sache fördern.

Im Herbst 1996 reiste Gerrit Langenbruch zum ersten Mal nach Belarus (Weißrussland), um im Rahmen der Arbeit des CVJM-Friedensnetzes am Neubau einer Kirche im Dorf Dory zu helfen. Im Zweiten Weltkrieg hatten deutsche Truppen als Vergeltung für angebliche Partisanen-Unterstützung Bewohner des Dorfes in die Kirche zusammengetrieben und diese angesteckt. Über diesen Kirchenneubau gab es auch im Wal, dem CVJM-Pavillon bei der Weltausstellung 2000 in Hannover, eine Bildpräsentation. Nach der Kirche wurde zu einer Renovierung der Schule beigetragen. Die Bevölkerung ist beeindruckt, dass gerade in ihrem Dorf von Deutschen geholfen wird. Diese Verbindung ist bis heute bestehen geblieben und wurde insofern ausgebaut, als auch andere Reinheimer CVJMer sich dort vor Ort informiert haben und in der Nähe ein Verein aufgebaut wurde.

Gustav Langenbruch

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