Wir waren wie im vorigen Jahr im hinteren Kloster einquartiert, während im eigentlichen Jugendheim vorn andere Gruppen waren.
Gag der
Freizeit war das Verschwinden des achtjährigen Peter Ramge . Er hatte
die ersten Tage starkes Heimweh, darauf bauten wir unseren Plan, die
Kinder noch mal zu einer Nachtwanderung rauszulocken. Peter war sofort
Feuer und Flamme:
Er stellte unbemerkt sein Gepäck bei Frank Würsching ins Zimmer und
ging, als es dunkel wurde, mit Clemens in den Wald. Ich bat ein paar
Jugendliche aus dem vorderen Jugendheim, sie sollten sich nachts um
20:30 "zufällig" an den Eingang stellen und uns die entsprechenden
Auskünfte geben.
Dann sollte Nachtruhe sein. Von hinten nach vorn wurden alle Zimmer auf
Vollzähligkeit kontrolliert. Im letzten Zimmer wurde Peter vermisst.
Also noch mal dasselbe in umgekehrter Reihenfolge: "Weiß jemand, wo der
Peter ist?" Natürlich wusste keiner was. Wenn jemand nach Clemens
fragte, hieß es, er sei bei Frank. Er war ja schließlich zum
Hilfsbetreuer aufgestiegen. Inzwischen wurde auch Peters Gepäck
vermisst. Ich äußerte die Vermutung: "Dann hat er bestimmt versucht,
heim zu gehen. Also, alle Mann raus und suchen!" Wir trafen die
bestellten Jugendlichen, die angeblich einen kleinen Bub mit großem
Koffer nach rechts – Richtung Wald – hatten gehen sehen. Große
Aufregung. Anja Ackermann musste weinen, weil sie sich vorgenommen
hatte, Peter zu bemuttern. Dann klärten wir die Kinder auf: Das ganze
sei nur ein Spiel und Peter säße zusammen mit Clemens sicher im Wald.
Ich wusste zwar ungefähr, wo sie waren, aber so schwer hätte ich mir die
Suche in stockdunkler Nacht doch nicht vorgestellt. Es war ja auch kurz
vor Neumond. Damit wir uns nicht verloren, fassten wir uns an den
Händen. "Clemens, Peter!" Wir hörten sie zwar rufen, konnten sie aber
kaum orten; es dauerte scheinbar endlos, bis wir sie entdeckt hatten.
Bei einer anderen Gelegenheit spielten wir "der König wünscht sich". Da muss der "König" sagen, was er haben will und alle anderen müssen suchen. Auf diese Weise haben wir ein gehörige Stück Wald entrümpelt.
Heinrich Tischner