Feriengemeinschaft Dornholzhausen "Mose"

16. - 29.07.1990

Gruppenbild Überhaupt kein Heimweh und nur ein einziger kurzer Besuch beim Arzt - das war die außergewöhnliche Bilanz der diesjährigen Feriengemeinschaft des CVJM Reinheim im Paul-Schneider-Heim Dornholzhausen mit 35 Kindern und 8 Betreuern (Anja Ackermann, Gerrit Langenbruch, Angelika, Clemens, Heinrich und Ingrid Tischner, René Volk, Ralf Weimar).

Thema der Ferien war die Mosegeschichte, die von Betreuern und Kinder nachgespielt und von Clemens Tischner auf Videoband aufgenommen wurde.

Dazu gehörte die Lebensgeschichte von Mose. Dies alles wurde mehr oder weniger bibelgetreu in historischen Gewändern nachgespielt und verfilmt. Dazu gehörten aber auch noch andere Erlebnisse:

Die leidvolle Erfahrung der Zwangsarbeit (Küchendienst; Steine, Holz und Wasser schleppen) blieb den Kindern ebenso wenig erspart wie die Strapazen der Wüstenwanderung mit Getränkerationierung oder die Anstrengungen der Eroberung des Gelobten Landes unter sengender Sonne (während eines Völkerballturniers).

WeckenSie durften aber auch die Befreiung nacherleben, den frühmorgendlichen "Auszug aus Ägypten" durch ein taunasses "Schilfmeer" aus meterhohem Gras, danach Rast in klitschnassen Hosen mit einer Mahlzeit aus echten Matzen. Der Verfolgung durch den roten Golf-"Streitwagen" eines Betreuers konnten sie sich durch Flucht über einen Bach entziehen und feierten anschließend ihre Rettung mit dem eigens gedichteten Befreiungslied: "Unser Gott, der ist der Größte, Ross und Mann warf Er ins Meer."

Auch der Aufenthalt am Berg Horeb wurde nachgespielt: Die Verkündigung des zehn Gebote; der Bundesschluss mit der Priesterweihe Aarons; die Bundesfeier auf dem heiligen Berg mit den Stammesältesten und zwei Kindern, die zufällig mit zweitem Namen Mirjam und Aaron hießen; die Einweihung der Bundeslade und des heiligen Zeltes. Dankbar nahmen die Kinder an, dass es auf dem Gelände des Paul-Schneider-Heims in einem abgrenzten "Heiligtum" einen Ort des Schweigens gab, an dem sie Stille suchen und finden konnten.

Nachdem "Mose" noch einmal zum heiligen Berg zurückgekehrt und für eine Weile unauffindbar verschwunden war, weihte "Aaron" als Gottessymbol das goldne Kalb ein, das einigermaßen naturgetreu aus Heu zusammengebunden worden und mit den Wunschzetteln der Kinder behängt war. Da kam unvermutet "Mose" mit den Gesetzestafeln zurück. Er zerbrach sie zum Zeichen dafür, dass die Abmachung gebrochen worden war, verbrannte das Kalb und "opferte" die Wunschzettel auf dem Altar des Heiligtums. Dadurch, dass die Kinder ihre Wünsche an das Kalb gehängt hätten, erklärte er, hätten sie aus einer Figur einen Götzen gemacht. Nicht die Figur an sich oder die Wünsche der Kinder seien böse, sondern dass man sich von etwas Anderem als von Gott die Erfüllung seines Lebens verspreche.

Mit zum Programm gehörte ein Tagesausflug zur Münzenburg und nach Hungen. Auch in diesen Programmpunkt wurde eine Mosegeschichte einbezogen: Auf ihrer Wüstenwanderung wurde die Nachhut der Israeliten von dem Beduinenstamm der Amalekiter überfallen. Dem entsprechend wurde auf dem Weg vom Bus zur Burg ein Teilnehmer von eigens angeworbenen "Räubern" gefangen genommen und gegen ein "Lösegeld von drei Fresspaketen" wieder freigelassen.

Während dieser Zwischenfall noch von einigen Kindern ernst genommen wurde, stießen die Betreuer auf völligen Unglauben, als sie die Kinder nachts um 23:00 Uhr noch einmal aus den Betten scheuchten mit der Behauptung, im Wald stehe ein Eismann. Es war aber wirklich so: Als die Kinder sich schließlich doch auf den Weg machten, fanden sie im Wald Pfarrer Arno Kreh aus Cleeberg, der eine Ladung Eis im Auto hatte und an die nächtlichen Wanderer verteilte.

Nachdem der Dienst für die Allgemeinheit während der ersten Tage als Zwangsarbeit dargestellt wurde, leisteten die Kinder nach der "Befreiung" freiwillig mit Begeisterung weiter Küchendienst, kehrten Flure und Treppen, leerten Papierkörbe und sortierten den Müll. Ja mitten in den Ferien lernten sie freiwillig die zehn Gebote und Gebetstexte auswendig und unterzogen sich schwierigen Prüfungen. Wer kann den schon Altägyptisch oder Indonesisch? Der Grund: für ihre Leistungen wurden sie zu klangvollen Titeln befördert.

Heinrich Tischner (aus Kirche am Ort September 1990)

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