So spricht der Herr: Wahrt das Recht, und sorgt für Gerechtigkeit; denn bald kommt von mir das Heil, meine Gerechtigkeit wird sich bald offenbaren. (Jesaja 56,1)

Das ist der Monatsspruch für den Monat November. Er hört sich sehr aktuell an, der Aufruf nach Recht und Gerechtigkeit. Vor allem, wenn wir an die Globalisierung und ihre Auswirkungen denken, auch an die Neuregelungen für Arbeitslose, oder die Kürzung der Unterstützung für Blinde oder an die Gehälter der Spitzenmanager oder an die Börsenkurse von Aktien, wenn eine Firma ihre Belegschaft "den Erfordernissen angepasst hat."

Der Text dürfte aber über 2500 Jahre alt sein. Gott der Allmächtige musste auch damals schon an Recht und Gerechtigkeit erinnern. Dabei wird anschließend die Sabbatheiligung genannt: "Glücklich ist, wer den Sabbat nicht durch Arbeit entweiht, sondern ihn als Ruhetag achtet," und weiter heißt es: "Glücklich ist, wer kein Unrecht begeht." Hier geht es also zunächst einmal um das Halten der Gebote Gottes in unserem alltäglichen Leben. Richten wir uns nach Gottes Richtlinien? Es wäre sehr gut für uns.

Dennoch glaube ich, dass wir als Christen auch den Auftrag haben, darauf zu achten, dass in der Politik Gottes Gebote beachtet werden. Wenn Gesetze den Geboten Gottes widersprechen, müssen wir das sagen, schnell, laut und unüberhörbar. Glücklicherweise haben wir dazu in unserer Demokratie neben den Wahlen viele andere Möglichkeiten, z.B. Briefe an Zeitungen, Abgeordnete, Parteispitzen, Regierung usw. Oft ist aber der Einzelne dabei überfordert. Ich wünschte mir deshalb, dass es dazu kleine Arbeitskreise in Vereinen und Gemeinden gäbe, die sich auf diese Aufgabe spezialisierten und dieses Wächteramt auch stellvertretend für andere Christen wahrnähmen: Politiker, Verbände und Öffentlichkeit darauf hinzuweisen, wenn Gottes Gebote durch Gesetze, Regelungen oder Handlungen missachtet werden.

Es reicht nicht, auf Stellungnahmen der großen Kirchen zu warten. Sie kommen meist spät, sind oft zu lasch, weil "ausgewogen" und verschwinden leider oft schnell in der Schublade.

Der zweite Teil des Spruchs ist eine Verheißung: "Mein Heil und meine Gerechtigkeit kommen bald." Vielleicht bezog sie sich damals auf die Rückführung des Volkes Israel aus der babylonischen Gefangenschaft. Ich möchte diese Verheißung aus heutiger Sicht auf das Leben Jesu beziehen. Er hat uns Gottes Liebe und Güte gelehrt: Die Vergebung unserer Schuld, wenn wir ihn darum bitten. Das ist weit mehr als Recht und Gerechtigkeit. Jesus erzählt dazu die Gleichnisse vom verlorenen Sohn (Lukas 15) und vom Schalksknecht (Matthäus 18, 21 ff.), und wir beten im Vater unser: "…und vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern." So können wir Frieden mit Gott und oftmals auch mit unseren Mitmenschen finden. Ein Ratschlag für Politiker ist das aber wohl nicht.

G. A. Langenbruch